Das Beggener” Wiichtelchershaus” ist wegen eines Immobilienprojektes vom Abriss bedroht !
Dabei vereint dieses Haus, gelegen auf Nummer 11, rue de Bastogne, wesentliche wissenschaftliche Kriterien auf sich, die beim Schutz von Kulturgütern in Frage kommen.
Zum einen handelt es sich um ein mehr als 200 Jahre altes Haus, welches in gutem Zustand ist und noch dazu wegen seiner Lage und Ebenmäßigkeit einen Blickfang für die ganze Straße darstellt.
Zum anderen ist es kulturell bedeutungsvoll: Es wurde Anfang des 19. Jahrhunderts als erste Winterschule in Beggen genutzt und diente von der Mitte des 19.Jahrhundert bis zum Zweiten Weltkrieg als Sitz der bekannten Rosenzüchterei Jungblut Frères. In diesem Haus hat auch die erste Beggener Lehrerin, die sehr beliebte und engagierte Frau Susanne Jungblut gelebt. Und vielleicht das Wichtigste: Der Sage nach wohnen hier die “Wiichtelcher”; jene kleine Wesen, die in schweren Zeiten den Beggener Einwohnern so oft geholfen und dem ganzen Viertel seine Identität gegeben haben.
Man kann dieses Haus als DAS lokalhistorische Gebäude im alten Zentrum von Beggen bezeichnen und deshalb ist seine akute Bedrohung wiederum ein Lehrstück für das Versagen des Denkmalschutzes in unserem Land.
Sie zeigt, dass die Stadt Luxemburg, wie schon beim Abriss der „Maison Berbère“, nicht in der Lage ist, besondere Gebäude zu schützen. Ihre sogenannten „ensembles sensibles“ berücksichtigen nur zusammenhängende Häuserreihen und die Auswahlkriterien sind subjektiv und auf den Schönheitsschutz fokussiert. Auch stehen wirtschaftliche Aspekte beim liberal dominierten Schöffenrat im Vordergrund. So wurde das „Wiichtelchershaus“ als nicht schützenswert betrachtet und das Immobilienprojekt des Promotors am 1. Juni, also wenige Tage vor der Einleitung der Prozedur für den neuen Bebauungsplan, mit verschiedenen Auflagen genehmigt. Damit riskiert dieses wichtige lokalhistorische Gebäude dem Erdboden gleich gemacht zu werden!
Am 17. Juli wurde dann der Gemeindeverwaltung der Vorschlag des Service des Sites et Monuments nationaux (SSMN) des Kulturministeriums zugestellt, das „Wiichtelchershaus“ auf das Inventar der schützenswerten Gebäude zu setzen. Dieser natürlich berechtigte Vorschlag ist auf die Anfrage eines Beggener Einwohners zurückzuführen, der auf das Abriss- und Bauzertifikat an Ort und Stelle aufmerksam geworden war. Dass der SSMN, wie schon so oft, erst aktiv wird, wenn eine Anfrage vorliegt, hängt wohl mit dem Personalmangel dieser Verwaltung zusammen. Allerdings ist auf eine solche Art und Weise ein kohärenter Denkmalschutz und eine gute Zusammenarbeit in diese Richtung zwischen Staat und Gemeinden nicht realisierbar.
Der Gemeinderat der Stadt soll sich nun in seiner nächsten Sitzung von 26. September zum Klassifizierungsvorschlag des Service des Sites et Monuments nationaux äußern. Im Vorfeld der Diskussion im Gemeinderat wäre der Schöffenrat gut beraten, sich mit dem Bauherrn und dem Promotor zusammenzusetzen, um zu versuchen, das „Wiichtelchershaus“ in das Immobilienprojekt zu integrieren. Andernfalls ist die Genehmigung hinfällig und es muss ein anderes Projekt entwickelt werden!
Immerhin wurde vom Schöffenrat noch kürzlich schriftlich betont, der Erhalt der Spuren der Vergangenheit und der Elemente, welche die Identität eines Viertels ausmachen, sei ein Hauptziel des neuen Bebauungsplans. Hier bietet sich die Gelegenheit, dieses Ziel in die Tat umzusetzen. Und zwar ohne Wenn und Aber!

