So wie das ganze Land, haben auch déi Lénk über die Presse erfahren, dass das deutsche Unternehmen Knauf beabsichtigt eine Steinwollfabrik neben dem Pressholzhersteller Kronospan in der Industriezone « Gadderscheier », direkt neben dem alten Industriegebiet von Arbed-Differdingen, zu errichten.
Die Vorgehensweise ist typisch. Man lanciert eine Idee via Wirtschaftsministerium und wartet dann auf die Reaktionen, die meist entweder unkritisch dafür oder radikaldagegen sind. Und von der “Politik” erwartet man, dass sie sich zwischen diesen Polen entscheidet, d.h. denen die “realistisch” und staatstragend sind und denen die “Nimby‘s“ (not in my backyard) und “populistisch” sind! Wohl bemerkt: ohne dass weder die Kommentatoren noch die “Politik” – zumindest die Politik aus Oppositionssicht – im Besitz auch nur der geringsten Kenntnisse über die Hintergründe und die Auswirkungen besagter Implantation sind. Gewinner sind dabei immer die Investoren, die Promotoren und die Wirtschaftsminister, in diesem Fall Herr Etienne Schneider.
déi Lénk verlangen deshalb, bevor sie zu diesem Projekt eine qualifizierte Stellung nehmen können, ein komplettes Dossier über:
a. den wirtschaftlichen Impakt der Produktion: werden die Abfallprodukte der Stahlindustrie (etwa Schlacke) hier weiterverarbeitet und die alten Ablagerungen der Stahlindustrie somit abgebaut? Ist die von Knauf anvisierte Aktivität ökonomisch sinnvoll?
b. welcher Produktionsumfang wird angestrebt? welches Liefergebiet wird anvisiert? Wie groß ist der Impakt auf die Verkehrssituation? Welche Transportmittel werden benutzt um die Waren zu exportieren, etwa der hier bestehende Eisenbahnanschluss?
c. welches ist der ökologische und gesundheitliche Impakt auf eine Bevölkerung die bereits extrem stark von den industriellen Auswirkungen von Stahlindustrie und Holzwirtschaft, aber auch von großen Verkehrsströmen betroffen ist?
d. mit wie viel Profitsteuer (Gewerbesteuer) für die Gemeinde ist hier zu rechnen, damit sie ihren Aufgaben auf dem Gebiet der Landesplanung (Straßenbau, Abwasser, ökologische Kompensationsmaßnahmen etc.) entgegenkommen kann?
Ohne klare Antworten auf diese Fragen macht es wenig Sinn, drauflos zu argumentieren. Wir wollen alle, dass sich unsere Wirtschaft diversifiziert, weg kommt von der Abhängigkeit von den Banken, die keine realen Werte schaffen und schon morgen wieder in einer Finanzkrise systemisch gerettet werden müssen. Wir brauchen ökonomisch sinnvolle und ökologisch vertretbare Aktivitäten – aber nicht um jeden Preis. Eine grundlegende Analyse ist unabdingbar.
Mitgeteilt von déi Lenk Suessem und Déifferdeng